„Bad Banks“, ZDF-Serie

Um den heißen Brei herum: Kritik an Serie „Bad Banks“

Zweifellos: Die Serie „Bad Banks“ gehört mit zum Besten, was das Deutsche Fernsehen in den letzten Jahren hervorgebracht hat. – Doch von einem Rundfunk mit 8 Milliarden Jahresbudget ist mehr erwartbar, weit mehr – und zweifellos können Autor und Regisseur auch mehr.

Bemerkenswert sind vor allem die für´s Deutsche Fernsehen ungewöhnlich guten Schauspielleistungen. – Auch von den üblichen Drehbuchschwächen der ARD- und ZDF-Produktionen bezüglich des gesprochenen Worts habe ich hier nichts bemerkt. Die Monologe und Dialoge waren lebensecht. (Sollte es doch die eine oder andere Schwäche geben, ist sie mir entgangen, weil es so spannend war – das wäre dann auch ein Qualitätskriterium…)

Doch die Serie ist uninformativ: Daß Bänker manchmal Zahlen fälschen und Verlustgeschäfte in Tochterfirmen verstecken, um die Aktionäre an der Nase herumzuführen; daß es Intrigen gibt und sich die Mitarbeiter um der Karriere willen gegenseitig in die Pfanne hauen; daß manche Bänker Kokain schnupfen und andere ihre Familie vernachlässigen – wer hätte das gedacht!

Die Bänkerei ist in „Bad Banks“ nur die Kulisse für das, was zwischen den Menschen geschieht. Es ist wie ein Kung-Fu-Film ohne Kung Fu: Die überlegene Kunstfertigkeit der Heldin von „Bad Banks“ wird immer nur beteuert, aber ist nie erlebbar.

Weglassen gibt es sonst nur noch bei Kinderfilmen: das, was die Kinder noch nicht verstehen können, braucht auch nicht gezeigt zu werden. – „Bad Banks“ gehört in dieser Hinsicht formal in die Kategorie des Kinderfilms und liegt damit ganz auf der Linie des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks: das Publikum zu infantilisieren.

Da man die Kunstfertigkeit der Heldin nicht zeigen kann, muß der Zufall ran, um ihren Erfolg zu erklären: Ein Kunde hat Krebs, den gleichen, wie die Mutter der Heldin, das erkennt nur sie. Sie weiß, daß der Mann nicht mehr lange zu leben hat, unterbietet gewagt die üblichen Zeitvorgaben – und bekommt den Auftrag.

Zufall ist immer ein Stringenzbruch. Und immer nur zu beteuern, daß jemand gut ist, aber nie zu zeigen, wie er gut ist, ist billig. Diese künstlerischen Mängel muß ich dem Drehbuch attestieren. – Aber wie gesagt: sie beruhen nicht auf der Unfähigkeit des Autors sondern auf der des Senders. Es ist vorstellbar, daß der Autor anderes erwog, aber keine Chance hatte, sich gegen die Vorgaben durchzusetzen.

 

Nachsatz

Zu provokant? Nicht, wenn das Maß des Möglichen angelegt wird: Um die abstrakten und komplexen Vorgänge der Bänkerei publikumswirksam anschaulich zu konkretisieren, wäre ein souveränes Sachverständnis erforderlich. – Den dafür notwendigen Aufwand an Expertenhonoraren, Recherche, Zeit und Mühe haben die Verantwortlichen bei „Bad Banks“ offenbar gescheut.

Möglicherweise würde eine künstlerische Umsetzung von soviel dokumentarischer Information  ein Konzept erfordern, das es überzeugend noch gar nicht gibt.

Aber genau dafür wird der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ja von den Marktkräften freigehalten: damit er Konzepte einer gewagten Verbindung von Fiktionalem mit hochkomplex Dokumentarischem entwickelt! – Eine „Verbindung“ läßt – im Gegensatz zu einer Kombination – aus verschiedenen Elementen etwas Neues entstehen, das selbst wie ein Element wirkt und eine sinnliche Unterscheidung seiner Komponenten unmöglich macht (so wie man dem Wasser nicht mehr ansieht, daß es aus zwei Gasen besteht).

Die Meisterschaft, die Regisseur und Autor von Bad Banks zeigen, läßt keinen Zweifel aufkommen, sie seien für die Entwicklung solcher Formate nicht geeignet. Es gibt keine Ausrede für den Sender, hier mal wieder seiner ureigensten Aufgabe nicht gerecht geworden zu sein.

Statt innovative fiktionale Formate zu entwickeln, verballern ARD und ZDF ihre Mittel für eine unfaire Wettbewerbsverzerrung auf dem Markt der Sport-Übertragungsrechte – ohne daß dadurch die Bürger irgendeinen Vorteil hätten (denn sie könnten den Sport sonst bei den Privaten schauen).

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