Die Schauspieler leiern wie im Schulfunk. Die Schauspielerinnen auch. Doch keiner von ihnen wirkt so, als ob es an ihm oder ihr läge. Die wirken alle so, als ob sie mehr drauf hätten, viel mehr.
Auch das Drehbuch ist genau so, wie so ein Drehbuch des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk eben ist: hundert Prozent vorhersagbar. Die Handlung arbeitet brav und bemüht die Informationen ab, die sie transportieren soll, die Charaktere sind holzschnittartig, da können selbst die besten Schauspieler nicht mehr viel draus machen. – Auch das erinnerte mich an Schulfunk.
Es ist ja richtig: So ein Fernsehspiel muß verständlich, eingängig und attraktiv sein. Aber all das geht auch ohne Trivialisierung – ja, es geht sogar besser ohne Trivialisierung, viel besser! – Aber es scheint, als ob die künstlerisch und redaktionell Verantwortlichen davon keine Ahnung haben.
Der Goldstandart für Fernsehspiele bleibt nunmal die Serie „The Wire“. Und bevor die Macher und Macherinnen von „Bonn“ sich jetzt von mir ungerecht beurteilt fühlen, könnten sie sich fragen, woran es liegt, daß der teuerste Rundfunk der Welt das Niveau von „The Wire“ nicht erreicht.
Ich bin kein Insider, ich habe keine Ahnung woran das liegt. Ich weiß nur: vor 50 Jahren wurden Parteifunktionäre auf Intendantenposten gehieft und ordneten an, Konsalik-Romane zu verfilmen. Es heißt, das habe die Entwicklung der deutschen Fernsehspielkunst kaputt gemacht. (Beleg unten.)
Ich fürchte, der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk hat sich von der Einflußnahme der Politik nie erholt – und ist möglicherweise weit entfernt davon, sie aufzuarbeiten…
Ironischerweise zeigt die Serie gerade dies: Wie wenig die Politik damals, als die Fundamente für die Zukunft des Rundfunks gelegt wurden, daran interessiert war, daß es ein wahrhaft freier wurde.
Beleg: Bertram, Jürgen (ehemaliger ARD-Korrespondent), Mattscheibe, das Ende der Fernsehkultur. Frankfurt a.M. 2006, S. 76
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