„Offene Fragen“ an die Intendanten und Programmdirektoren von ARD und ZDF

Berlin 19.10.19

Sehr geehrter Herr Dr. Bellut, sehr geehrter Herr Wilhelm,
sehr geehrter Herr Herres, sehr geehrter Herr Dr. Himmler,

im beigefügten Text mutmaße ich, daß ARD und ZDF ein qualitativ weit hochwertigeres Programm haben könnten, und uns Bürgern werfe ich vor, den Rundfunk nicht genügend mit kritischer öffentlicher Diskussion unterstützt zu haben. – Gestatten Sie mir dazu bitte folgende „Offenen Fragen“:

(1) Während das Verfassungsgericht hervorhebt, daß dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk der Beitrag zustehe, weil er eine unverzerrte Sicht auf die Wirklichkeit liefere, belegte ein Abgeordneter, daß über mehrere Jahre fast nur über Terror, Islam und Flüchtlinge getalkt wurde und andere relevante Themen unter den Tisch fielen.

Wie kam es zu dieser Verzerrung? Und welche Konsequenzen zieht der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk daraus?

(2) Eine Studie, über die der Deutschlandfunk berichtete, belegt, was viele Bürger bereits vermutet hatten: daß die Terrorberichterstattung der Medien Anschläge motiviert hat.

Wie wurde dieser Befund in ARD und ZDF diskutiert? Was wird für die Entwicklung neuer Formen von Terrorberichterstattung getan? – Oder aus welchen Gründen sehen Sie keinen Handlungsbedarf?

Wir sollten zur Sicherheit davon ausgehen, daß unreflektierter Journalismus Terroristen bei ihrer Inszenierung hilft.

(3) Ihr Kollege, der ehemalige ARD-Programmdirektor Schwarzkopf wunderte sich, wieso nie wieder soetwas wie „Das Boot“ produziert wurde.

Aus welchen Gründen finden Sie besser, das Geld für eine Verfielfältigung von Krimis und Shows auszugeben, für „Dasselbe in Grün“, statt weniger zu produzieren aber dafür hochwertiger?

(4) In meiner Naivität hätte ich erwartet, daß ein Rundfunk mit Milliardenbudget eine legendäre Qualität entwickelt, mit Fernsehspielen, in denen auf unterhaltsame und spannende Weise Welt vermittelt wird: Politik, Wirtschaft und Geschichte. Ansätze davon sind ja zu erkennen. Aber wie sollen wir Bürger wissen, ob mit 8 Milliarden Jahresbudget wirklich nicht mehr „drin“ ist, wenn Sie Ihr Ringen mit den Kräften des Aufmerksamkeitsmarktes nicht dokumentieren?

Welche Experimentalreihen gab es, in denen versucht wurde, Attraktoren zu entwickeln, die Quote mit Qualität verbinden, komplexe Information mit Allgemeinverständlichkeit, künstlerischem Gehalt, und Spannung? – Wo sind solche Experimentalprojekte dokumentiert, damit wir nachvollziehen können, was da gemacht und wie es ausgewertet wurde?

Fehlentwicklungen sind für menschliche Unternehmungen normal, vor allem, wenn es an zureichenden Korrektiven fehlt. Weil es eine hinreichende öffentliche Diskussion nicht gab, würde es den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk nicht diskreditieren, wenn an meiner Einschätzung, daß er wichtige Weichen in seiner Entwicklung ungünstig gestellt hat, was Wahres dran wäre.

Fragen einzelner Bürger sind unterhalb der Wahrnehmungsschwelle von Institutionen. Eine Resonanz ist nicht erwartbar. Um so mehr würde ich mich freuen, wenn ich dennoch von Ihnen oder Ihren Mitarbeitern eine Antwort erhielte.

Mit freundlichen Grüßen

Winfried Lintzen

Die ganze Aktion, in deren Rahmen ich diese Fragen stellte, finden Sie hier. – Zu meiner Idee eines Bürgermedienrates geht es hier.

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