Die heute-show als Symptom?

oder: Vom Guten im Schlechten

Die heute-show hat sich verbessert! Ihre Mitarbeiter haben offenbar die Kritik beherzigt (Cicero. Übermedien.

Schon immer brachte die Show wirklich gute Beiträge. Doch nach wie vor gibt es eine zu hohe Anzahl unnötiger Beiträge – „Unnötig“ nenne ich die hinterwäldlerische Jahrmarktsbelustigung, von der die „heute show“ sich offenbar nicht verabschieden kann:

  • Einzelne Worte oder Gesten werden aus verschiedenen Reden eines Politikers herausgeschnitten und montiert. Der Politiker wird dadurch lächerlich gemacht. Der Aussagewert ist Null, denn so könnte man selbst die Besten lächerlich machen.
  • Bilder, Verhalten oder Äußerungen von Politikern werden sexualisiert – z.B. Trump und Macron als schwules Päärchen dargestellt.
  • Durch nicht vorhersehbare Verulkung ihrer Partei oder ihrer Politik werden Politiker in Spontaninterviews in Verlegenheit gebracht. – Aber ob ein Politiker dabei schlagfertig ist oder nicht, sagt nicht das geringste über seine Fähigkeiten aus – nicht mal über seine Schlagfertigkeit, denn er kann einfach in einem Moment der Erschöpfung oder Anspannung erwischt worden sein. Auch diese Art von Sketchen hat keinerlei Aussagewert. Sie fördern höchstens eine irrationale Politikverdrossenheit bei den Bürgern.

Statt feiger Überraschungsangriffe gab es am 1.2.19 ein kleines Studiointerview mit einem Politiker. Es war zwar nicht besonders witzig, aber das kann ja noch besser werden.

Die Wissenschaftssatire dagegen zeigte symptomatische Züge: So leicht kommt man der Manipulation mit wissenschaftlichen Studien nicht bei! Das Dargebotene war zwar wirklich witzig, aber genau das war das Problem: Wenn Witz nicht trifft, verfestigt er Vorurteile, hier: Vorurteile gegen die Wissenschaft. Das spielt nur der Irrationalität in die Hände. (Ein unsatirisches Beispiel dafür, wie leicht Studien selbst Profis irreführen können, zeigt die Kontroverse über Kontrolliertes Trinken.)

„Symptomatisch“ heißt: Hier zeigt sich das grundsätzliche Problem des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks: Die Autoren und Kabarettisten müssen ausbaden, was die Funktionäre mit ihrem immer teureren Billig-Rundfunk-Konzept verbockt haben. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ist ein Blähfunk. Er hat Vielfalt mit Vervielfältigung verwechselt. Ich weiß nicht, wieviele verschiedene Kabarettsendungen ARD und ZDF insgesamt wöchentlich produzieren. Aber eines ist klar: Je mehr produziert werden muß, desto weniger Geld und Kapazität steht für die einzelnen Produktionen zur Verfügung.

Witz und Einfallsreichtum der Wissenschaftssatire zeigten: Es lag nicht an den Kabarettisten, sie hatten offenbar bloß zu wenig Zeit und Mittel, den Anforderungen einer solchen Satire gerecht zu werden. Dafür hätten sie mehr recherchieren und reflektieren und besser mit Experten zusammenarbeiten müssen. Aber soviel Aufwand für Qualität ist nicht auf der Linie des ZDF: Sobald es witzig genug ist, daß die Zuschauer nicht wegzappen, reicht es. Qualität ist nicht wichtig. – Solange die Quote stimmt und die Laien-Gremien nicht meckern ist alles gut, egal wie schlecht es ist.

Wenn man überlegt, was mit 8 Milliarden jährlich möglich wäre, und was wir tatsächlich dafür kriegen, dann kann man nur sagen: Schildbürger auf Sendung.

Weiterlesen: Der Bürgerrundfunkrat

Weiterer Link:

https://uebermedien.de/25172/die-dummheit-der-heute-show-und-der-fanatismus-der-afd/

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