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Wir Förderer des Faustischen

„Faustisch“ ist: Etwas ganz Tolles wollen aber es vermasseln, weil man es so toll findet, daß man sich nicht vorstellen kann, es einer Realitätsprüfung unterziehen zu müssen. (Faustische Verblendung).

Mit unsern Steuergeldern helfen wir, Menschen zu vertreiben. Die Weltbank möchte nicht rechtsverbindlich auf die Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet werden und finanziert Faustisches: Projekte, die die Entwicklung eines Landes ganz toll vorantreiben sollen. – Blöd nur, daß die Einheimischen das nicht einsehen und nicht freiwillig dem Fortschritt weichen.

„Die Bank fördert nachweislich immer wieder große Projekte mit Milliardensummen, bei denen Polizei, Behörden oder Unternehmen der begünstigten Länder die Grundrechte der Betroffenen missachten.“ Im vergangenen Jahrzehnt seien „rund 3,4 Millionen Menschen gewaltsam und ohne ausreichende Entschädigung aus ihren Heimatorten vertrieben“ worden. (Tagesspiegel 23.10.15  S.15). –

„Das alte Wort, das Wort erschallt,
gehorche willig der Gewalt,
und bist du kühn und hälst du Stich,
so wage Haus und Hof und dich!“

So singen Mephisto und seine Spießgesellen nachdem sie die Einheimischen, die Faust zwangsumsiedeln wollte, umgebracht haben.

Die durch menschenrechtsignorierende Projekte erreichten Fortschritte sind offenbar Scheinfortschritte: UN-Sonderbotschafter Philip Alston gibt an, es sei „umfassend belegt, daß die Bekämpfung der Armut nicht funktioniere, wenn den betroffenen Menschen nicht ihre grundlegenden Rechte zugestanden würden“ (Tagesspiegel ebd).

Was hat unsere Vertreter so lange davon abgehalten, sich dafür einzusetzen, daß die von uns mitfinanzierte Weltbank sich an die Regeln hält? – Hoffen die alle auf die Erlösung durch die Muttergottes, wie sie Faust widerfuhr? Die gibt es nicht umsonst! Wer die will, der kriegt es mit den „Seligen Knaben“ zu tun! Die zwingen einen zur Einsicht in die eigene Blödheit… (Die seligen Knaben sind wißbegierig: „Denn dieser hat gelernt, er wird uns lehren“ erklären sie. Und sie wollen bestimmt mehr erfahren, als nur etwas über Mädchenverführung, Finanzmanipulation und Dammbau. Soche Themen werden sie vermutlich schnell langweilen. Sie werden bohrende Fragen stellen, sie wollen etwas darüber wissen, wie die Erwachsenen sich in die wirkenden Kräfte der Welt verstricken und was sie dagegen unternehmen können und warum sie diese Möglichkeiten so selten nutzen…)

(Allerdings gibt es Entwicklung: Laut Tagesspiegel unterstützt die amtierende deutsche Weltbank-Exekutivdirektorin Ursula Müller die Forderung nach einer „verbindlichen [d.h. einklagbaren] Verankerung der Menschenrechte“ in den Richtlinien der Weltbank. Der Prozess der Zivilisation schreitet voran. Das Faustische wird irgendwann zum Auslaufmodell… )

ARD, ZDF und Pegida

Sport, schmierige Sentimentatlität und dilettantische Schauspielleistungen: das füllt die größten Programmflächen von ARD und ZDF. Dilettantisch ist: wenn Schauspieler sprechen wie gecoachte Laien. Von einem Profi kann man mehr erwarten. Meine Erklärung für den Dilettantismus: Die Drehbücher sind miserabel, so was kann man wahrscheinlich nicht „echt“ sprechen, und die Produktionsbedingungen erlauben den Schauspielern keine Vorbereitung. – Von den wenigen Schauspielern, die unter diesen Bedingungen dennoch eine gute Figur machen, liest man, daß sie erfahrene und renommierte Theaterschauspieler sind. ARD und ZDF bringen solche Kunstfertigkeit offenbar nicht hervor. Aber genau das gehörte eigentlich zum Kulturauftrag…

Was hat das mit Pegida zu tun? – Wie kommen wir darauf, daß es spurlos an Menschen vorüber geht, wenn man sie täglich stundenlang schmierig-sentimentalen Schmonzetten aussetzt  mit dümmlich gekünsteltem Dilettantensprech? Der Realitätssinn verkümmert, Beschränktheit wird gefördert und Geschmacklosigkeit trainiert. Die Menschen können das Echte vom Unechten nicht mehr unterscheiden und das Wichtige nicht mehr vom Unwichtigen. Und sie orientieren sich in der Welt einseitig mit ihrem Gefühl und das ist dumpf und kitschig aber sie halten sich darauf was zugute. Es entsteht ein verzerrender Wirklichkeitssinn und ein nahezu infantiler Unwille, sich in Frage zu stellen.

Es heißt: Das Privatfernsehen sei noch viel schlimmer. – Wenn ich beim Konditor eine ganz besonders teure Torte bestelle und dann nur eine noch üppigere Portion aus Fett und Zucker kriege, mit dem einzigen Unterschied, daß Bio draufsteht – dann kann ich natürlich sagen: Immer noch besser, als wenn Pestizide und Schwermetalle drin sind. Ich kann aber auch sagen: Beschiß! Zucker bleibt Zucker und Fett Fett, da könnt ihr Bio draufschreiben soviel ihr wollt!