Schildbürgerpreis für die FAZ

Kommentar zum Artikel von Christian Geyer, „Notstand, warum eigentlich nicht?“ in der FAZ vom 18.11.15, S. 9

Steht das Sicherheitsbedürfnis, das Herr Geyer bezüglich des Terrorismus für angemessen hält,  in einem sinnvollen Verhältnis zum Sicherheitsbedarf bezüglich Straßenverkehr und Krankenhausbehandlungen? – Der Autor propagiert „Entschleunigung“ durch Taschenkontrollen vor Theatern, Kinos, Bahnnutzung usw. – Durch Tempo 30 in den Innenstädten hätten wir eine weit weniger zeitaufwändige Entschleunigung, die weit mehr Menschenleben retten würde. –

Berlin-Lichtenberg: Am 17.12.15 wird eine 32-jährige Radfahrerin von einem rechtsabbiegenden LKW übersehen und getötet. Die Stelle war seit Jahren als gefährlich bekannt. Der Bezirk gibt an, frühestens 2020 die Verkehrsführung verbessern zu können (Quelle: Tagesspiegel vom 18.12.15 S.7). – Vor ein paar Jahren wurde eine 14-jährige Radfahrerin am Tempelhofer Damm getötet, wo der Radweg auf die Straße mündet: ein LKW-Fahrer hatte sie übersehen. Bis heute wurde an dieser Verkehrsführung nichts geändert. – Verkehrsunfälle dieser Art geschehen in Deutschland mehrmals täglich. Gegen höchst seltene Amoktäter die bürgerlichen Grundrechte zu untergraben ist offenbar einfacher als die Straßenverkehrsordnung zu ändern… Wie blöd wollen wir sein?

In Deutschland sterben jährlich mehr als 30 000 Menschen an resistenten Keimen. Investitionen in Erforschung neuartiger Antibiotika gibt es nicht, die Politik sieht da keinen Handlungsbedarf. (Quelle: bild der wissenschaft 12-2015 S. 18). Auch nicht bezüglich der Massentierhaltung, die wesentlich für die Resistenzen mitverantwortlich ist.

Es wird erzählt, ein Schildbürgerdorf sei ausgestorben. Eine südländische Giftspinne war in der Gegend gesichtet worden. Die Schildbürger hatten darauf hin draussen wie drinnen alles fieberhaft nach der Spinne abgesucht, und nicht mehr an die ewig hungrigen menschenfressenden Wölfe gedacht, die gewöhnlich durchs Dorf traben. – Nur wenige Schildbürger konnten sich in ihre Wohnungen retten. Dort starben sie an den gegen die Spinne ausgebrachten Insektiziden. Der Spinne hätten die nichts anhaben können, Spinnen sind keine Insekten.

(Nachtrag 24.02.2016: Die Zahl der Verkehrstoten steigt. Die Untersuchungen zum Händigebrauch am Steuer legen nahe, daß der Anstieg der Verkehrstoten mit der Händinutzung zu tun hat. Der Verkehrsminister sieht jedoch davon ab, Händinutzung am Steuer stärker zu bestrafen. (Quelle: Süddt.Zeitung 24.02.2016.)

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