Rommel-Bommel. Histo-Trash der ARD

Notiz zu einem Fernsehfilm über Rommel

Ich kann nur über das schreiben, was ich in einer 15 minütigen Stichprobe sah, länger hielt ich nicht durch:

Es gab tatsächlich bei einigen Schauspielern Anklänge an das übliche Groschenfilm-Geleier! „Geleiert“ heißt: Es ist hörbar, daß die Schauspieler einen auswendig gelernten Text aufsagen. Das bedeutet: Sie haben Rolle und Text nicht wirklich verinnerlicht, sie sind nicht „drin“, sie spulen was ab, sie machen nachlässig ihren Job, so als wenn sie sich mit ihrer Aufgabe nicht identifizieren würden sondern schon an ihr Rendezvous im Cafe denken und schnell fertig werden wollen. – Möglicherweise ist das auch bloß eine Folge davon, daß sie zu schlecht bezahlt werden und zuwenig Zeit haben. Aber egal: es ist lächerlich, in einem zweistündigen Film über Rommel leiernde Schauspieler zu sehen. Und es ist respektlos gegenüber der Geschichte und ihren Opfern. Und es ist respektlos gegenüber den Zuschauern. – Aber das ist typisch für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, der das Unternehmen finanziert hat. Es fehlt dort offenbar an Expertise, an Willen zu künstlerischer Professionalität. Jedenfalls: die Entscheidungen dort treffen offenbar Leute, die keine Ahnung haben und keinen Geschmack. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ist ein Tal der Ahnungslosen. Manche würden mir jetzt entgegnen: Nein, ein Nest von Zynikern. Doch das bestätigt mich nur: Zyniker sind einfallslos und hilflos. Und warum wohl? Weil sie ahnungslos sind…

Es ist bereits fragwürdig, ob es sinnvoll ist, einen solchen Film machen zu wollen mit nur einem Drehbuchautor. Der Autor hatte sicherlich seinen Stab von Mitarbeitern und Historikern. Dennoch: Es muß gefragt werden, ob es heute überhaupt noch als professionell gelten kann, so einen Stoff von nur einem einzigen Autor „in Facon“ bringen zu lassen. – Vielleicht würde eine Micro-Analyse der Dialoge zeigen, warum es den Schauspielern so leicht viel, zu leiern. – Allerdings fällt das dennoch auch auf die Spieler zurück: Von einem guten Schauspieler ist erwartbar, daß er sich nicht ans Drehbuch hält, wenn das, was er reden soll, schlecht redlich ist. Ein Schauspieler, der nicht in der Lage ist, den Text zu kritisieren, den er sprechen muß, ist nicht viel mehr als eine Marionette.

Der Film bekam durchweg gute Kritiken. Obwohl die Nebenrollen leiern. Das ist ein Zeichen für die Degeneriertheit unserer Film- und Rezeptionskultur. – Wenn in hundert Jahren jemand einen Blick in die Archive wirft, wird er über solche Produktionen wie „Rommel“ genauso die Nase rümpfen, wie wir heute über die Adligen des Barocks, die sich parfümierten statt sich zu waschen, und mit speziell dafür angefertigten Nadeln die Bisse des Ungeziefers unter ihren gepuderten Perücken kratzten.

Wir sind schon eine recht hochstehende Zivilisation, das ist keine Frage. Aber gemessen an unseren eigenen Ansprüchen und vor allem: an unseren Möglichkeiten, ist unsere Zivilisation wie ein Mensch, der zu faul ist, seine Wohnung zu lüften, und so gefräßig, daß er selbst Angegammeltes nicht verschmäht.

Ich kann alle Produzenten, Regisseure, Autoren und Schauspieler nur nachdrücklich dazu aufrufen, gegen das Diktat der faulen Kompromisse zu rebellieren. Wer diese faulen Kompromisse mitmacht, macht sich zum Affen. – Denkt daran, wie die Leute einmal über Euch den Kopf schütteln werden, daß Ihr Euch dagegen nicht gewehrt habt sondern alles brav mitgemacht, daß Ihr freiwillig unter Euren Möglichkeiten geblieben seid, wie ein Porsche, der immer nur auf Landwegen fährt, daß Ihr Eure Lebenszeit schalen Machwerken geopfert habt, abgeschmackter billiger Duzendware, vorhersagbarer Effekthascherei, statt der Kunst…

 

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